Viel zu müde, um noch zu kochen, nur noch was Warmes in den Bauch... also gibt es Kartoffelpüree aus der Packung, die verbesserte Variante: 2/3 Milch und 1/3 Wasser erhitzen, Flocken einrühren (Menge nach Gefühl und Erfahrung), Butter und Salz dazu, fertig.
Die derzeit bevorzugte Marke habe ich nach der Zutatenliste ausgesucht, ich mißtraue vor allem Phosphaten (schlecht für die Knochen) und nicht näher benannten Gewürzen. An dieser Stelle muss ich immer noch an jenes Markenpüree denken, das mich in einem österreichischen Supermarkt mit dem besonderen Hinweis auf dem Karton verblüfft hatte: Mit österreichischem Geschmack! - Ich weiß immer noch nicht, was es damit auf sich haben könnte.
Fertigessen = Zivilisation?
Behauptete zumindest Norbert Elias, Soziologe, in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts:
"Das Zerlegen [von ganzen, gegarten Tieren auf der Speisetafel, meist durch den Hausherren,] gehörte, wie die Beispiele zeigen, ehemals unmittelbar zum gesellschaftlichen Leben der Oberschicht selbst. Dann wird der Anblick mehr und mehr als peinlich empfunden. Das Zerlegen selbst verschwindet nicht, da ja das Tier zerlegt werden muß, wenn man es ißt. Aber das peinlich Gewordene wird hinter die Kulissen des gesellschaftlichen Lebens verlegt. Spezialisten besorgen es im Laden oder in der Küche. Es wird sich immer wieder zeigen, wie charakteristisch diese Figur des Aussonderns, dieses "Hinter-die-Kulissen-Verlegen" des peinlich Gewordenen für den ganzen Vorgang dessen ist, was wir "Zivilisation" nennen. Die Kurve: Zerlegen großer Teile des Tieres oder ganzer Tiere an der Tafel, Vorrücken der Peinlichkeitsschwelle gegenüber dem Anblick der toten Tiere, Verlagerung des Zerlegens hinter die Kulissen in sepzialisierte Enklaven, ist eine typische Zivilisationskurve.
Es bleibt zu untersuchen, wie weit hinter ähnlichen Erscheinungen in anderen Gesellschaften ähnliche Prozesse stehen. Vor allem in der älteren "Zivilisation" Chinas ist die Verlagerung des Zerlegens hinter die Kulissen weit radikaler vor sich gegangen als im Abendland. Hier ist der Prozeß so weit fortgeführt, daß das Fleisch völlig hinter den Kulissen der Gesellschaft zerlegt und zerschnitten wird, und das Messer ist vom Gebrauch an der Tafel überhaupt verbannt."
(Norbert Elias: Der Prozeß der Zivilisation, Bd. 1, S. 163)